Freitag, 24. Oktober 2008

13. Iteration



Ob es mit Richard Garriotts heutigem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu tun hat, dass NCsofts Börsen Kurs in Korea rund 15% eingebüßt hat, kann man bezweifeln. Bezweifeln kann man aber nicht, dass sich Garriott offensichtlich solche Abenteuer auch nach Quasi-Flopps wie dem Spiel Tabula Rasa erlauben kann, für die er vielleicht auch im Mißerfolgsfall so fürstlich entlohnt worden zu sein scheint, dass er sich solche Extravaganzen mit einem Lächeln leisten kann. Oder ist dies alles nur Teil des von ihm persönlich geschaffenen Mythos? Oder auch eines ganze neuen Mythos?
Jedenfalls bleibt Bruder Robert ja auch nach der Restrukturierung von NCsoft NCsoft in einer neuen und sogar umfassenderen Manager Funktion erhalten. Koreaner Chris Chung soll zusammen mit ein paar ehemaligen Blizzard Angestellten (von denen es ja inzwischen nur so zu wimmeln scheint und denen man sonst immer Venture Capital in den Rachen wirft, sobald sie auch nur die leisesten Anzeichen machen, Blizzard zu verlassen und sich selbstständig machen zu wollen) die neuen Geschäfte NCsoft Wests von Seattle aus führen.
Derweil wird in ein paar Wochen die Gstar, die weltweit wichtigsten Veranstaltung für Online Games, die vom 13.11.-16.11.2008 im nahe der koreanischen Millionen Metropole Seoul gelegenen KINTEX Center stattfinden. Und auch wenn Mitte des Jahres zunächst die gesamte internationale Aufmerksamkeit vor allem auf koreanische Kerzen Märsche gerichtet zu sein schien, die im Zuge einer ausgeprägten Anti-US-Beef Hysterie der Massen neue Formen des Digitaltechnologie augmentierten, zivilen Widerstands erfunden hat, scheint man sich zum Ende dieses Jahres hin seitens der zuständigen Regierungsagenturen zumindest werbeästhetisch ganz dem Thema Space Flight verschrieben zu haben. Denn, wenn man sich beispielsweise die Website der regierungsgeförderten Gstar einmal ansieht, fällt einem auf, dass dieses Mal das Gstar Logo einen Globus schmückt, den man aus dem Orbit sieht und um den herum zahlreiche UFOs und Raumschiffe schwirren.
Vielleicht hat es ja im Weltraum eine Begegnung mit der Dritten Art gegeben. Texaner Garriott schien nach seiner Landung jedenfalls mehr als zufrieden gewesen zu sein. Wenn so etwas nicht inspiriert! Sogleich ergriff er Medien wirksam das Satellitentelefon und sprach heiter mit wem auch immer. Wer weiss vielleicht kommt er ja sogar als Ehrengast zur Gstar. Dann hätte das Event dieses Mal wirklich einen regelrechten Star.
Aber wie bei jedem Wiedereintritt eines bemannten oder auch unbekannten Flugobjekts aus dem Weltall in die Erdatmoshäre begleitet diesen Hyperschallprozess eine Wärmedruckwelle von gigantischen Ausmaßen. Dabei setzt die besonders hohe kinetische Energie des Flugkörpers beim Wiedereintritt thermische Energie, also Wärme, frei. Und dies bringt die Kapsel zum Glühen. Diesen Prozess hat Garriott allen Anschein nach unbeschadet, sich bezeichnender Weise russischen Experten anvertrauend, überlebt. Erfolgreich ist die russische Besatzung mit Weltraum Touristen Garriott vor einigen Stunden wieder gelandet. Anders als bei Armstrong werden bei Garriott nicht die ersten schwerelosen Schritte an Board der Raumstation oder auf irgendeinem HImmelskörper entscheidend gewesen sein, sondern die Schritte, die er nach seinem Weltraum Abendteuer auf der Erde unternommen haben wird. Man darf gespannt sein, was sich als nächstes daraus ergeben wird. Ob seine Aktionen aber dem derzeit schwächelnden Aktienkurs von Online Spiele Firmen wie NCsoft wieder auf die Sprünge helfen können und auch diesem einen Wiedereintritt in die Gewinnzone erlauben werden, kann zur Stunde bezweifelt werden. Aber gesunder Optimismus tut vielleicht gerade in solchen Situationen gut. Daher darf man gespannt sein, wie Garriotts Raumweltraum-Ausflug dem gesamten Métier der Spielen Entwickler ein Zeichen gesetzt hat und wann andere Ikonen wie beispielsweise
Spiele-Entwickler bei Studios wie Maxis oder auch anderen großen Studios, die dann vielleicht nicht (mehr) amerikanischen Corporations wie EA gehören, motivieren werden, ähnliches oder noch Imposanteres zu tun. Die Tage der Ferraris ist ein für alle mal vorbei. Erfolgreiche Games-Entwickler wie John Carmack oder auch John Romero können mit solchen Zeichen heute niemanden mehr ernsthaft beeindrucken. Und war es nicht Garriott, der für eine koreanische Firma gearbeitet hat, bevor er in den Orbit ging?
Liegen darin Nuancen einer Liebeserklärung? Ein heimliches Kalkül der Völkerverständigung? Geht alles im Machtkampf der Show-Rivalen eines amerikanischen "Wahlkampfes" unter? Oder dient dies als Kulisse? Ist Garriott Teil eines wohlbetuchten, intellektualisierten Untergrunds oder einfach nur Hedonist? Wie lange wird es dauern, bis die Show der Superlative also ihre Grenzen erreicht? Oder wie lange wird es dauern, bis Spiele-Entwickler und Entertainer, die wirklich mitreden können wollen, bald schon nicht mehr auf eine Reise in den Weltraum verzichten können, wenn sie wirklich noch ernst genommen werden möchten? Sicher ist, das Garriott nun an seinem kommendem oder auch nicht kommenden Erfolg gemessen werden wird. Und mit ihm eine ganze Generation von Entertainern des Virtuellen. Mit dieser Iteration, der Landung Garriotts und den tiefen Börsenkursen der virtuellen Entertainment Industrie Firmen, wurde ein erster Milestone auf dem Weg zu Virtual Entertainment Spaces (VES) im doppelten Wortsinne erfolgreich gemeistert.