Samstag, 5. Juli 2008

6. Iteration

Rund um die Beschreibung von Games gibt es viele, die denken, entweder Tests zu schreiben oder Kritiken. Einige der Autoren, die sich über die derzeit gängigen Beschreibungen von Games im Rahmen Zusammenhang mit einer kulturgeschichtlichen Einordnung von Games Gedanken machen, sind der Auffasssung, dass sich Tests ihrem Wesen nach von Kritiken unterscheiden. Ihnen sogar dichotomisch gegenüberstehen. Dazu habe ich neulich im Rahmen der Spielkultur Mailing Liste folgende Einschätzung veröffentlicht:

>> "Test" hört sich unglaublich nach Labor oder Schulklasse an, finde ich.

Ich glaube, man sollte an dieser Stelle, die beiden Begriffe Test und Kritik, wenn man sie schon so scharf getrennt von einander verstehen will, subkategorisieren und hier neue Taxonomien aufführen.

Ein Test ist nicht immer ein Beta-Test oder QA-Test oder ein Feature-Test. Daher sollte man also meiner Meinung nach, wenn überhaupt, produktfertigungsspezifische Testläufe und produktauslieferungsspezifische Testläufe voneinander unterscheiden und dafür auch ein entsprechendes Vokabular definieren.
Eine Kritik kann feuilletonistisch (den schönen Künsten zugehörig) gemeint sein, technisch, ökonomisch, kulturell oder auch politisch. Und all dies sind stark differenzierbare Adjektive. Der Phänomenologie sind damit kaum Grenzen gesetzt. Wobei überall Grenzphänomene die allzu klare Unterteilung erschweren.

Interessant aber wird es wenn aus der klaren Definition eines Begriffs ein rechtlicher Streit erwächst. Und sich die vermeintliche Überlegenheiten zeitweilig isomorph in eine trockene Geworfenheiten des Lebens transferiert, so dass Bedeutungslücken zu klaffen beginnen, denn wie Lacan schon meinte, ist dem Realen nicht mit bloßen Symbolen beizukommen. Spiele aber sind symbolische Zeichen- und Regelsysteme. Die Symbolordnungen beschreiben Einheiten von Funktionsclustern, die in ihrer Gesamtheit ein Spiel ausmachen. Diese aber so zu beschreiben, verbietet die Zuhandenheit dieser
Texte, die dem Konsumbedürfnis ihrer LeserInnen untergeordnet werden. Dabei gilt immer das Hauptschul-Niveau als Maß aller Dinge, da man die "Masse" anspricht. Allein schon aus ökonomischen Kalkül.

Die Abgehobenheit der Bildzeitung erschließt sich aus ihrer Trivialität. Das ist zwar kritisierbar aber muss ja dadurch nicht den Ansprüchen jedes Lesers entsprechen.

Am Ende stellt sich dann vielleicht die rekursive Frage, ob die Psychologie letztendlich ein System-Test der menschlichen Physis oder eine Art Instrumentarium zur Kritik an derselben?

Ich finde, dass das Wort "Kritik" immer auch auf das bessere verweist, meistens aber nicht auf das bessere seiner selbst.

Daher bleibt die Kritik als solches ein Phänomen in der Kultur, das man immer auch im Sinne Luhmanns kritisieren kann. Sie verweist zu ihrer Existenz auf Referenz Systeme der Ordnung der Dinge, die im Guten und im Schlechten sind, zumindest dort, wo Dichotomien selbst nach Deleuze, immer noch beständig ihr Terrain polarisieren. Obwohl jeder weiß, dass selbst Celebrities heute geliebt und morgen gehasst werden. Und manchmal beides zugleich.

Warum sollte es daher nicht auch Tests geben, die kritisch gemeint sind oder Kritiken, die auch diverse Features eines Spiels verweisen. Ich denke, das eine schließt das andere nicht aus.

Akademische Spitzfindigkeiten sind natürlich nicht immer gewinnbringend für humane Pragmaten. Sollten diese irgendwann humanoid werden, sollte man sich vielleicht schärfer greifende Dichtotomien ersinnen.

Bisweilen bietet aber gerade das Diffuse einen Schutz vor der reinen Kybernetisierung des Seins. Im Proletischen wie abgehoben Kämmerlein lebt die Résistance von morgen. Und auch hier könnte eine philosophische Debatte beginnen.

Ich denke, dass es immer auf das jeweilige Referenzsystem und die jeweilige Leserschaft ankommt. Nicht jeder kann alles verstehen. Phänomenologien scheitern meist an zu starren Begriffen. Ihre Isomorphisierung hat mit Heidegger begonnen, ist aber in einer Zeit, die alles, was in Echtzeit geschiet, kaum mehr von Bedeutung, da kaum jemand mehr Zeit hat, sich Texte auszudenken oder zu lesen.

Daher fand ich ja immer diesen Ansatz bei Computec so gut, Videos anzubieten. Ich denke, das zieht heute mehr denn je. Auch storno bei GAME FACE TV war ein guter Ansatz. Jedoch hatte auch damals nicht jeder das Vice Magazin abonniert.<<

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Dem Einwand eines Studenten, dass solche etwas anmaßenden Ausführungen meinerseits, die sich auf Autoritäten berufen, die schon längst ausgedient haben, in dieser burschikosen Form nicht zulässig seien, erwiderte ich:

>> Man kann Sätze lesen, wie man sie verstehen möchte. Wie Picasso schon meinte, "Die Tatsache, dass ich kein Englisch kann, heißt nicht, dass die englische Sprache nicht existiert. Für mich aber besteht ein englisches Buch aus leeren Blättern."

Also die beiden neuen Jungs, die Du da anschleppst, kennen wohl nur die Eingeweihten. Ich setze aber voraus, dass Du aus einem Wir -Gefühl heraus argumentierst. Philosophie findet aber meist in der Abgeschiedenheit statt. Nur wollen wir nicht diskutieren darüber, was für wen Philosophie ist.

Ich denke, man kann selbst vom kryptischen eine Lesart des kryptischen entwickeln oder einfach nur die Zeichen angucken wie ägyptische Hieroglyphen. So wie Derrida, der aber Lesen konnte (und trotzdem nicht alles wusste) den Buchstaben Aleph bestrachtet und darin dir Pyramide entdeckt.

Zum Moses aber, der vor den Ägyptern flieht, möchte nicht jeder gehalten werden, wodurch die Kritik am Lesen als solches zu einem reinen Lese-Test verkommt. (Lesen als Erlebnis wird auch bei Gerhard Schulze definiert. Die Erlebnisgesellschaft. Ich schreibe also wird es kryptisch. Muss es kryptisch bleiben. Könnte man sich sagen.)

Darin sich spiegelt die Abgesandtheit eines Scheins, dessen trügerische Selbstreferenz ihre eigene Herkunft ist.

Daher brauche ich auf solche teenagermäßigen Anschuldigungen auch nicht tiefer eingehen, da sie sich selbst meinen und darin ein Neues suchen. Und sich Probleme suchen, wo etwas anderes sich ausbreitet als ein anderes des eigenen ich. In all seinen Kritisierbarkeiten.<<

Damit ergießt sich die 6. Iteration in trivialen Wortgefechten mit dem ewig Institionalisierten als das Andere des Anderen, das sich konstituiert, um es selbst zu werden. Dazu sucht es sich das vermeintlich andere, um es auszugrenzen. Und institutionalisiert zu werden, nicht mehr frei zu sein. Sowohl universitär als auch im Rahmen eines neues Projektes mit dem Namen PEOGA, einem kleinen Ort in Brown County, in Indiana, USA. Wenn das kein Zufall ist...
Dem langen Marsch durch die Institutionen folgen Prozesse des Wandels. Diese werden im Idealfall von ihm ermöglicht, dauern aber ihre Zeit... Die Aktivisten eines Mediensystems operieren in der Regel außerhalb der Struktur. In manchen Fällen werden sie orestisch integriert. Vielleicht macht aber Integration nur dann Sinn, wenn sich etwas Grundlegendes verändert. So wie Public Enemy schreibt: "We are not in the game for the fame, we are in the game for the change..." und...

„It might feel good, it might sound a little something,
But damn the game if it don´t mean nothing
What is game?
Who got game?
Where´s the game, and like
Behind the game behind the game...?
I got game, she got game, we got game, they got game, he got game.
It might feel good, it might sound a little something,
But f*** the game if it ain´t saying nothing...“