Freitag, 28. November 2008

17. Iteration



Meiner Meinung nach findet Medienerziehung nicht ausschließlich nur in Shooter Games statt...^^ sondern innerhalb eines ausgewogen Medienmixes, das ein reichhaltiges Medienangebot zu Tage fördert. In dem Moment aber, in dem man in der Videothek 50% Gewalt verherrlichende Filme findet, sollte man sich an den Kopf fassen und in sich kehren. Spiele sind, wie Marshall McLuhan schrieb, die Spiegel der Gesellschaft. Sie adressieren unser kollektives Unbewußtsein. Und dabei sollte man nicht vergessen, dass wir zur Zeit in einer relativ Konflikt beladenen Zeit leben.



Einige der in Ego-Shootern verhandelten Inhalte können bei aller sonstigen Liebe für Games sowohl volksverhetzend als auch menschenverachtend rüber kommen und fördern eher die Reaktionsfähigkeit von Kids und deren in Echtzeit auf einander abgestimmtes, zielgerichtetes Gruppenverhalten im Flow-Rush, als dass sie wirklich aktiv zum Nachdenken anregen. Der Geschwindigkeitsfetisch ersetzt die kontemplative Reflektion, bzw. begünstigt dadurch eine andere Form der auf Überleben getrimmten Reaktionsreflektion in krisenhaften Echtzeit Zusammenhängen. Da diese Art von Stress-Adrenalin aber nicht in Friedenszeiten benötigt wird, außer beim vielleicht Sport (und man kann darüber streiten, wie sportlich es im s.g. eSport zugeht), braucht diese Art der Mobilisierung der Sinne vielleicht auch andere Ventile.



Vielleicht ist es ja gut, dass es in einer Wohlstandsgesellschaft wie der unsrigen solche Spiele gibt, damit sich die zum Teil verzogenen Kids bei aller Seelenlehre und Wertedrift irgendwie ihre Zeit rumkriegen. Action ist die Antwort. Adrenalin. Dabei sind sie immer auf der Suche nach dem letzten Kick. Half-Pipe, Bungee, Porno, Low-Kick. Symptome einer zivilisierten Welt. Klassendifferenzen in Funny Games Europe. 93, 94, Go...



Wer aber wirklich beweisen kann, dass die durch solche Spiele verbreiteten gesellschaftlichen Dispositive sowie das Spielen derselben wirklich nachhaltig zum Erhalt von Frieden in der Welt und auch zu gesitteteren Umgangsformen miteinander, den Abbau von Klassen- und ethnischen Konflikten, der erfolgreichen Bekämpfung von Welthunger, der nachhaltigen Entwicklung von Energie-Ressourcen, der Eindämmung von Geldwäsche und Offshore-Trade, etc. beiträgt, der würde auch dazu beitragen, dass diese Debatte gar nicht erst geführt zu werden bräuchte; eine Debatte übrigens, die ja nicht nur Games stigmatisiert, sondern Gewaltdarstellungen in Medien generell anprangert. Aber vielleicht ist das in Zeiten von War Against Terror ja auch gar nicht anders möglich.



Dass John von Neumanns mathematische Spieltheorie auch in der heutigen Zeit gilt, führt zu der einfachen Logik: Rüstet die eine Seite (Terror) auf, was soll dann die andere machen? In einer Zeit, in der Disziplin und Gehorsam vor allem in der westlichen Welt Werten wie Selbstverwirklichung und Hedonismus gewichen sind, suchen wir nach immer neuen Grenzen. Vielleicht auch nach neuen Technologie Anwendungen, die uns dazu beflügeln, uns die Welt anzueignen, Chaos zu kontrollieren und überhaupt in der Welt irgendwie zu überleben, jeder auf seine Weise. Ob das Überleben im Virtual Space aber dem Überleben im Realraum vorzuziehen ist, sei dahin gestellt.



Apologetisch anmutende Berichterstattungen wie auch die von Pro7 übertragenen MTV Awards geprägt haben, reflektieren eine ganze Industrie, die zusammenhält und einstimmig unser Recht auf Entertainment, Action und das Gegenteil von Langeweile also auch Shooter Games verfechtet.




Klar, der eine findet Civilization cool, aber gewinnen tut mit GTA IV eines der brutalsten Spiele des Jahres. Der Klassenkampf ist auch auch ein Kulturkampf. Die Kulturdebatte ist inzwischen soweit gediegen, dass man Prototypen Entwicklungsförderprogramme gemäß unserer damaligen Forderung bei GAME FACE allmählich auch in Deutschland durchsetzen will. Damit alleine ist es aber nicht getan. Die in der Debatte um Games ebenfalls apologetische Exegese von alternativen innovativen Game Konzepten bietet indirekt der unreflektierten Verbreitung von Shootern Auftrieb. Jedoch ist nicht die Verbreitung das Problem, sondern überhaupt die Vorzeichen, die zu ihrer Herstellung führen. Zusätzlich ist es die allgemeine gesellschaftlichen Akteptanz, die zum erfolgreichen Absatz dieser Spiele führt. Sowohl auf digitalem als auch auf haptischen Wege (wobei letzterer vor allem bei Verboten dominieren wird).



Verbote halte ich nicht für sinnvoll. Man muss etwas Kreatives dagegen stellen. Kreativität beflügeln, statt eigentlich Kreatives verbieten. Vielleicht reichen ja die in Deutschland bewilligten Fördergelder gar nicht. Vielleicht bedarf es ja richtiger Förderprogramme. Infrastrukturen, die staatlich gefördert sind. Vielleicht muss man die Games Industrie wirklich als eine Industrie erkennen. Vielleicht gibt es ja einen Tax Break für Spiele Entwickler, die an erbaulichen Spielen arbeiten, in denen Bildungsziele erreicht werden, die auf dem Lehrplan stehen oder zukünftig auf dem Lehrplan stehen könnten. Vielleicht wäre es dann fatal, einfach Verbote auszusprechen, nur weil man sich nicht ausführlich mit diesen innovativen Technologien und den damit verbundenen Möglichkeiten beschäftigen will. Da man vielleicht auch zu faul ist bei all dem politischen Stress sich einmal entspannt hinzusetzen und wirklich einmal nachzudenken. Vielleicht werden ja nur solche Spiele in den Markt gepusht, da die Hersteller keine Alternativen sehen. Da andere Spielekonzepte zu entwickeln zu riskant und auch zu teuer wäre. Und vielleicht auch Spiele wie Littlebigplanet letztendlich zu floppen scheinen.

Vielleicht hätte man dann damals in Deutschland auch die Gründung der Bundeswehr verbieten müssen und auch den Verkauf von Kriegsspielzeug inklusive Lego und Playmobil. Ich denke aber, dass jeder einsieht, dass so etwas zu weit führen würde. Dass man sich nicht einfach hinstellen kann und sagen kann, ich verbiete alles. Vielleicht ist es ja ein menschliches Bedürfnis, sich wehrhaft und nicht ohnmächtig zu fühlen. Und vielleicht artikuliert sich eine solche in die Verantwortung gerufene, politische Wehrhaftigkeit auch in Kommissionsanträgen wie diesen soeben von der CDU vorgelegten...

Freitag, 21. November 2008

16. Iteration



Eine überdurchschnittliche Zukunftsorientierung, kann man generell sagen, entspricht einem gewissen Unbehagen in der Kultur (Freud) und einem Willen zum Wandel und zur Veränderung (Giddens, Obama).


Beides das Unbehagen und der Wille zur Veränderung sind Indizien für ein bewusstes, aktivistisches Verständnis seines jeweils eigenen Rezipienten- und Konsumentenschicksals. Eine Reihe von Menschen aber wollen ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Dies ist vielleicht vor allem zutreffend für Migrantenkinder und auch für Nationen, die wie Arabien, Indien, China und Korea, etc. innerhalb einer globalen Weltwirtschaftsordnung bisher marginalisiert blieben und die zunehmend auf Zukunft und Technologien setzen. Sie wollen sich als Akteure erleben nicht als Opfer. Entspricht also der allgemeine Wille zur Veränderung einem Willen zum Wandel und dadurch einem fortschreitendem Willen zur Innovation? Sollte man dies bejahen, dann könnte es vielleicht auch interessant sein, sich technologisch mit dem Neuesten vom Neuesten zu umgeben, um ein gewisses Verständnis für Innovationen zu erlangen und um selbst überhaupt erst innovationsfähig zu werden. Zum einen kann man feststellen, dass sobald man heute Innovation sagt, sich dann alles, was danach kommt, meistens ziemlich abgedroschen anhört. Auch da Innovationen zum Zugpferd einiger Entwicklungen der Dotcom Bubble gewesen sind und diese ja bekanntlich gefloppt ist, hat sich der Begriff inzwischen etwas abgeschliffen. Zusätzlich muss man fest stellen, dass das alte Verständnis konservativer Positionen längst vom konservativen Wert der vor allem in Technologiefirmen institutionalisierten Innovation (Intel, AMD, IBM, etc.) überholt und redefiniert worden ist. Daher sind Innovationen im Technologie Sektor inzwischen als konservativ zu betrachten. Denn aufgrund der globalen Wettbewerbssituation ist es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, drei Jahre hintereinander immer wieder das gleiche zu verkaufen, ohne etwas Neues vorzustellen. Das war nicht immer so. Und in gewissen Fällen wird auch eher eine Innovationscamoulflage betrieben, als dass man wirklich etwas wirklich neues erfindet. Was im Marketing häufig als neu angepriesen wird, ist zumeist nicht wirklich Bahn brechend neu, da die Rahmenbedingungen insgesamt, keine wirklich allzu Bahn brechenden Innovationen zulassen. Vorgaben wie geltendes Urheber- und Copyright Recht und sowie gesellschaftliche und institutionelle Konstellationen stehen vielenorts wahren Innovationen im Wege. Auch in der Games Industrie sind immer aufgrund von im Markt verbreiteten Standard Vorgaben Entwicklungspotentiale technologisch wie finanziell begrenzt.

Dennoch gibt es vielerlei Hoffnungen, dass in gewissen Maßen heute Innovationen greifen können. Auch wenn die von Pfeiffer beschriebene Bewegungsarmut zur Fettleibigkeit führt und ein mangelnder Sprachgebrauch durch mangelnde soziale Interaktion zu weniger ausgebildeten sozialen Kompetenzen in der bisherigen Welt, kann diese Welt verändert werden. Durch meditative Praktiken der Kontemplation, zu denen ich auch das Programmieren von Computern und den Entwurf neuer integrierter Schaltkreissysteme rechne, können diese Mängel teilweise jedoch kompensiert werden. Dies führt vielerorts zu neuen Gruppenbildungen, zu deren Direktiven es gehört, sich als Innovatoren innerhalb einer sie ansonsten beschränkenden Gesellschaft zu behaupten und durchzusetzen, d.h. Produkte erfolgreich im Markt zu verkaufen und ggf. der Gesellschaft auch ihre neuen Technologien und daraus resultierenden Ordnungslogiken aufzuoktruieren. Dabei kommt es gewissermaßen zu einem Krieg der Werte. Visualisiert werden diese Auseinandersetzungen und Gefechte auch in Computerspielen. Jedoch sind die damit einhergehenden Veränderungen viel profunder und Computerspiele sicher nur ein Indiz eines wesentlich breiteren gesellschaftlichen Umwälzungsprozesses, innerhalb dessen es auch immer weniger um nationale Interessen sondern viel mehr um die Aushandlung von technischen Standards geht, die das soziale Zusammenleben auf der Erde in zunehmenden Maße bestimmen. Dass dies nicht nur Fiktion ist, belegt jede einzelne verkaufte Microsoft Lizenz.-

Außenseiterpositionen können in dem Zusammenhang daher auch ein wahrer Segen sein, da sich viele der erworbenen sozialen Werte im Sinne dieser tatsächlich kontinuierlich stattfindenden institutionalisierten Kulturrevolution schnell redefinieren. In wie fern dieser kybernetischen Grundmustern folgende Entwicklungsprozess durch Rahmenvorgaben im globalen Zusammenhang überhaupt in den Griff zu bekommen ist, ist fraglich, aber sicher ein ehrwürdiges Ziel. In sofern müssen die gegenwärtigen Debatten um s.g. Shooter Spiele auch als Gefechte verschiedener Wertgruppen betrachtet werden, deren Verantwortlichkeit letztendlich die Definition von rechtlichen Rahmenbedingungen ist. Dazu muss man meines Erachtens nach ein Verständnis für diese Spiele haben aber auch ein Verständnis ihres Zustandekommen. Erst dann können wir aktiv in die Diskussion um Games einsteigen, ansonsten erleiden wir mit Games irgendetwas und können es, da wir kein Verständnis über ihr Zustandekommen haben, nichts anderes tun, als sie zu verbieten. Doch dass dies keine Lösung ist, leuchtet jedem ein. Denn nicht anders erging es analog dazu damals den Chinesen, die sich versuchten, vor den sie umgebenden Innovationen ihrer Zeit zu verschließen. Dass dies aber eine Straße ist, der wir nicht folgen sollten, liegt meines Erachtens nach auf der Hand. Man könnte eher versuchen, eine gewisse Offenheit für die neuen Standards der sozialen Interaktion von morgen zu erlangen und gleichzeitig versuchen, durch entsprechenden Spiele Inhalte das Interesse für Philosophie und andere Geisteswissenschaften zu stärken. Dazu wäre eine verstärkte Kooperation von Spiele Produzenten und Wissenschaftlern von Nöten, die einen tief greifen Wandel des Standardrepertoires wissenschaftlicher Episteme zur Folge haben würden. Dazu fehlt bisher jedoch eine Theorie und auch eine epistemologische Untersuchung zum Zustandekommen der derzeit im Markt verfügbaren Standardtechnologien, die allesamt jeweils Task bezogen zur Anwendung kommen, jedoch in neuen Kontexten neue Ausprägungen annehmen können. Die Revolution der Kontexte und die notwendige Energie, solche Kontexte zu institutionalisieren, halte ich für ein schwer durchsetzbares politisches Ziel. Man kann dieses Ziel aber verfolgen, vor allem, wenn man beabsichtig in der Wissenschaft durch die Einführung neuer epistemischer Systeme leistungsfähigere Komplexitätsmanagementtools zu erfinden. Alles letztendlich um der derzeitigen Situation der Krisen her zu werden und die Wissenschaft insgesamt in ihrer Aussagekraft um neue Nuancen zu bereichern. Eine Spielart dieser Ausprägungen könnte die Erfindung einer dialogischen Powerpoint Software sein, die auf der Basis einer Online Spiele Engine weit über das hinausreichen würde, als das, was man heute als die monodirektionale, non-dialogische, hierarchisch angelegte Medienaugmentationssoftware Powerpoint kennt.

In der Beschäftigung mit Spielen gibt es also Hoffnung, eines Tages diese Technologien zugunsten der Gesellschaft zu nutzen. Man sollte meiner Meinung nach aber auch versuchen, einen allzu starken Verrohung der Gesellschaft vorzubeugen und vor allem den sozial unterpriviligierten Schichten nicht nur destruktive sondern auch konstruktive Spielekonzepte anbieten, in denen soziale Werte erworben werden können, bzw. in denen gewisse Spielziele nur in Gruppen erzielt werden können. Daher poche ich nach wie vor darauf, in der Debatte mit Pfeiffer und anderen, die Entwickler Skills stärker zu berücksichtigen und diese da, wo es nötig ist, in der Vordergrund zu stellen. (so geschehen beispielsweise auch in meinem Text zum Thema Hardware Occlusion Culling).... Denn die Anerkennung dieser technologische Fragen als kulturelle und damit politische ist zunehmend eine Frage der Kultur und des allgemeinen Kulturverständnisses, das sich meines Erachtens ohne einen gewissen Technologie Bezug kaum beschreiben lässt. Gerade für das Verständnis des eigenen Selbst ist heute die Selbstpositionierung zu Zukunftsfragen auch an Überlegungen zu den uns heute umgebenden Technologien geknüpft. Die Frage ist in dem Zusammenhang auch, was soziale Technologien sein können und wie man sie definieren können wird.

Freitag, 31. Oktober 2008

15. Iteration




Welche Ziele sollte eine Politik zwischen Europa und Asien möglichst verfolgen, um besonders den deutschen Interessen Rechnung zu tragen?

Das amerikanische Zeitalter scheint sich zunehmend und mit großen Gesten seinem Ende zu zuneigen. Daher werden immer stärker die Rufe nach Alternativen Denkrichtungen laut, die vom imperialen Kapitalismus weg hin zu neuen Ufern einer ökologisch- und sozial-verträglichen globalen Wirtschaftsentwicklungspolitik, die ermöglicht wird durch miteinander verschaltete Computer oder anders gesagt: unsere neuen im Digitalen verankerten Verweis- und Verteilungslogiken auf zunehmend global verteilte Ressourcenökonomien, die in den standardisierten Verträgen einer vertragsfähigen globalen gesellschaftlichen Mehrheit kontinuierlich neu ausgehandelt werden. Im Zuge dieser Prozesslogik, die auf technologischen Standards wie Graphical User Interfaces und Netzwerkprotokollen basiert und kontinuerliche im kybernetischen Sinne weiterevolviert, werden wir Zeugen neuer Rollenverteilungen und neuer Verantwortungsszenarien, die zu neuen Konsensen in den Selbstverständnissen und damit letztendlich auch zur Bildung von neuen Instanzen und neuen institutionalisierbaren, gesellschaftlichen Organen führt. Dazu gehört auch, dass sich gemäß dieser Umgestaltungen und neuen Geldverteilungsströme auch neue Währungszonen in Asien und im Mittleren Osten herausbilden könnten, die sich ein Vorbild an dem Euro nehmen werden. Sollte es zur Bildung einer neuen föderalen Währungszone im Mittleren Osten führen, würde ich mich dafür einsetzen wollen, dass dies nur unter Einschluss von Isreal bewerkstelligt werden wird. Denn ich bin sicher, dass andern falls kein nachhaltiger Frieden in der Nahost Region zu erzielen sein wird. Eine neue Währung nach dem Vorbild des Euros im Mittleren Osten könnte für die Stabilität der Region insgesamt förderlich sein. Asien und Europa könnten wie neulich bei ASEM Konferenz in Peking angedeutet, als Garanten der Stablität einer solchen Währungsunion in Erscheinung treten, in dem sie versuchen könnten, politische Rahmenbedingungen für eine solche Entwicklung zu erschaffen.



Möglicherweise beruht das Problem der Region auf einem generellen Problem im Denken der Menschen, das nach archaischen Archetypdenken eher versucht auszugrenzen als einzubinden. Vielleicht muss man sich vom Denken des Ausgrenzens verabschieden und versuchen, neue Formen des Zusammenlebens zu finden, die daraufhin abzielen, integrative Prozess-Strukturen fördern. Sollte man die dafür notwendigen Prerequisiten auf Weltniveau zu erschaffenn, könnte dies dazu führen, dass an der Aufrechterhaltung von Strukturvorgaben wie einer Währungsunion im Mittleren Osten jeder einzelne Mensch interessiert sein wird, da sie jedem einzelnen zum Vorteil gereichen werden. Nicht zuletzt den Asiaten und den Europäern zu gleichen Teilen, die auf der Suche nach neuen Absatzmärkten sind. Die Stablisierung der Nahost Zone könnte zu neuer Kaufkraft unf damit zu neuen Absatzmärkten im Mittleren Osten führen. Eine solche Überlegung scheint zu diesem Zeitpunkt jedoch eher Zukunftsmusik zu bleiben. Zu ihrer Verwirklichung bedarf es konkreter Aktionen im Bereich der Diplomatie und auch im Bereich der internationalen Wirtschaftspolitik. Derzeit hat der Westen einen Teil seiner Glaubwürdigkeit eingebüßt. Zunächst müssen alle Mühen darauf hin abzielen, dieses Vertrauen wieder neu aufzubauen. Hierzu ist der Dialog Europas mit Asien umungänglich.



Die Entwicklung von neuen befriedeten Absatzgebieten im Mittler Osten für Importwaren aus Deutschland und Europa könnte ein Europäisches Ziel sein bei der Moderation einer Währungsunion in der Nahostregion. Die Frage aber ist auch, in wie fern Asien und Europa überhaupt in der Lage dazu sein wird, Lösungen für den Mittleren Osten mitzubewirken. Ob man ihnen zuhören wird. Denn der Nahe Osten liegt zwischen China und Europa, dennoch halte ich Insel Lösungen für zunehmend schwer begründbar, da man sonst dazu neigt, das ganze Große aus den Augen zu verlieren.

Ich halte die Gründung einer Nahost-Währungszone unter Einbeziehung Isreals für ein begründbares positives Projekt zur nachhaltigen Befriedung der Region als solches. Dies kann im ersten Schritt nur unter der Einbeziehung der starken arabischen Währungen und des Scheckels bewerkstelligt werden. Eine gemeinsame Währung würde das Interessen an Frieden in der Region nachhaltig unterstreichen und Kriege unwahrscheinlicher werden lassen. Eine starke Währung und ein Investment in die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen würde für zusätzliches Aufschwungspotential sorgen. Dadurch ließen sich langfristig auch für Europa mehr Waren im Mittleren Osten verkaufen. Dies könnte auch aus südost-asiatischer Sicht von Interesse sein, da viele Herstellungsprozesse unter Integration von asiatischen Herstellungsfirmen heute undenkbar wären. Daher halte ich die Gründung einer solchen neuen Nahost-Währungszone unter Einbeziehung Isreals für ein sehr vielversprechendes mittelfristig zu erreichendes Ziel, das eine Vielzahl von positiven Nebeneffekten ifür die Region mit such bringt. Da Deutschland auch eine gewisse Mitverantwortung für Isreal trägt, wäre es sicher von Interesse dafür von Außen Sorge zu tragen, dass auch Isreals Interessen innerhalb einer solchen Wärhungsunionszone repräsentiert werden. Dazu könnten sich auch andere Nationen bereit erklären, wo durch die Idee vielleicht umso nachhaltiger zu realisieren wäre.

Jedoch kann nicht bestritten werden, dass die Differenzen zwischen Arabern und Isrealis äußerst profund sind. Dies zu beschwichtigen könnte ein nahes Ziel deutscher Außenpolitik werden. Sicher in Abstimmung mit anderen internationalen Mächten in Europa und Asien. Die Rolle Amerikas klammere ich bei diesen Betrachtungen zunächst bewußt aus.



Mit Bomben und Soldaten lassen sich die Konflikte im Nahen Osten nicht lösen. Sicher brauchen Aggressionen unnachvollziehbarer Ohnmacht und fehlgeleiteten Extremismus ein Ventil. Ich meine aber auch, dass es auch im Nahen Osten anders gehen kann. Und schließlich hat auch Europa nach zwei Weltkriegen und zahllosen regionalen Konflikten endlich zu einander gefunden. Vielleicht kann dies beispielhaft für die Nahost Region wirken. Möglicherweise könnte auch ein EU-Beitritt der Türkei für einen solchen Prozess insgesamt förderlich sein. Da man dadurch möglicherweise Mediatoren für einen solchen Prozess erhalten würde.

Ich meine, dass es der Politik bisweilen an konstruktiven Visionen fehlt. Eine Währungsunion im Nahost Raum könnte eine solche Vision darstellen. Hierzu ist es jedoch notwendig, dass der Euro seine Stabilität über die nächsten Jahre zu behaupten in Lage sein wird.

Montag, 27. Oktober 2008

14. Iteration


Die Standortfrage ist doch in vielerlei Hinsicht an eine politische Debatte geknüpft. Ich begreife nicht, wieso dies alle vergessen zu haben scheinen. Die Leipziger haben damals die Wende mitbewirkt. Mit einem unglaublichen Mut. Nun ist die Wende da und die Regeln des Marktes in der sich gerade reformierenden “sozialer” werdenden Marktwirtschaft herrschen nach Maßgaben der Effizienz. In wie fern ein blindes Kalkül ohne Ressentiments und ein Gespür für international politisch wirksame Zeichen die Standortfragen mit beeinflusst haben, vermag ich nicht zu beurteilen. Den bisher gefallenen Argumenten in der Debatte um die Standortfrage eines deutschen Spiele Events kann man jedenfalls nicht ablauschen, in wie fern es ein internationales sein möchte oder auch nicht, in wie fern man überhaupt mit Politik etwas zu tun haben möchte, wenn es nicht gerade darum geht, Politiker, Psychologen und Mediziner öffentlich Games Persil-Scheine auszustellen.

Ob die Historie des Standorts von Interesse ist oder nicht, ob man als deutscher Verband überhaupt dazu in der Lage sein kann, ohne sich mit den anderen Verbänden Europas gemeinsam an einen Tisch zu setzen und eine Europäische Dachorganisation der Publisher - wie es PEOGA für Publisher von Online Games sein wird - zu gründen.
Denn zur Zeit sieht es so aus: Deutschland bestimmt. Alle beugen sich dem Diktakt des BIU. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn der BIU beugt sich, unter Ausnahme eines deutschen Publishers, der sein meistes Geld nicht mit Games sondern auch mit Musik und Büchern einnimmt, in erster Linie dem Diktakt von Ami-Firmen und dem von japanischen Firmen, deren Börsen Kurse, wenn die derzeitige Talfahrt der Börsen Kurse anhält, vielleicht dann noch die Hälfte (oder ein wenn es hart kommt einen Zehntel) ihres bisherigen Wertes haben werden. Vielleicht wird die Gamescom auch aus finanziellen Gründen abgesagt werden müssen.

(Wir werden wahrscheinlich noch etwas abwarten müssen, sollten die Budgets nicht schon irgendwo nachweislich aufgebracht worden sein. Wie können sich die Kölner da so sicher sein, dass das alles rechtzeitig bezahlt werden kann? Mit Leipzig hätten die zuständigen Entscheidungsträger auf jeden Fall einen zuverlässigen Partner an ihrer Seite gehabt.)

Meine Kritik zeigt, dass die GC in Leipzig von vornherein als nationales Event konzipiert gewesen ist. Der VUD hatte seiner Zeit noch nicht den Mut direkt mit der ECTS oder gar der E3 zu konkurrieren. Das wäre auch anmaßend gewesen. Hauptargument für Leipzig war damals gewesen, dass die meisten Spiele in den Ostregionen abgesetzt wurden. Dies konnte der VUD durch Marktdaten untermauern. Inzwischen hat sich jedoch einiges im Markt verändert. Die Bedeutung von Retail-Verkäufen lässt nach.
Zu dem Zeitpunkt, als die E3 zum neuen Konzept überging und aus hunderttausenden wenige hundert Besucher wurden, fehlten in Leipzig Konzepte, wirklich in Absprache mit internationalen Firmen, die E3 zu ersetzen. Aber wäre das nicht auch anmaßend gewesen? Ich denke, man kann keinem einen Vorwurf machen. Außer dass es auch meiner Sicht das falsche politische Zeichen ist, jetzt nachdem die GC sehr erfolgreich funktioniert hat, aus Leipzig weg zu gehen und wieder bei ganz bei Null anzufangen. Dass man in Köln wirklich derart viele Leute motivieren können wird, sich für Games zu interessieren, wird die Zukunft zeigen müssen. Ansonsten hat man sich die große Chance vergeben, die neue E3 zu werden und damit auch international für einen Bedeutungszuwachs von Games in Europa beizutragen.
Doch welcher amerikanische oder japanische Publisher hat denn gewollt, dass die Hauptveranstaltung ihrer Industrie, der Games Industrie, in Europa sei? Die Japaner versuchen gerade die Tokyo Game Show zum Welthauptevent auszubauen. Jetzt, wo Leipzig wegfällt und die Zukunft der Gamescom unsicher ist, überlegen sich auch an anderen Orten die Eventbetreiber neue Konzepte, um Games vielleicht auch in ihrer Stadt international anzusiedeln. Immerhin soll es auch ein neues Konzept bei der E3 geben. Aber ohne Activision Blizzard und andere Firmen, die aus der ESA ausgetreten sind, wird dies wohl auch selbst dann nicht mehr so eine tolle Veranstaltung werden wie es die E3 damals war.

Nach der Pleite der ECTS und auch der Beendung der E3 und dem Niedergang der GC zu einem nationalen Event mit dem Namen Gamescom, das vor allem darauf abzielen wird, lokales Arbeiterpublikum anzuziehen, also Konsumenten. Denn es geht in der Verbandsarbeit des BIU vor allem um eines: Absatz. Und dies um jeden Preis. Absatzförderung für Auftragsgeber aus Übersee, ohne politisches Feingefühl und ohne kulturelle Ziele.

Daher können die BIU Leute auch nicht anders. Alles war immer auf Wachstum ausgerichtet. Wenn das Ende des Fahnenstange erreicht ist, gibt es in Deutschland keine Geschäftsführer bei Gamesfirmen, die sich aufbäumen und genügend Mut an den Tag legen, um für Leipzig aufzustehen und sich für Leipzig stark zu machen. So wie damals sich die Leipziger für Deutschland stark gemacht haben. Alle denken nur an sich und ihren Job. Sie haben Angst, ihren Job zu verlieren, wenn nicht kontinuierlich die ins Ausland reportierten Zahlen steigen. Wirtschaftswachstum aber wird in den nächsten Jahren vielleicht eine seltene Erscheinung werden. Vielleicht wäre es dann unter solchen Umständen doch besser, in Leipzig zu bleiben.

Man wird sehen, ob sich ganz Europa nach dem BIU richten wird. Aber schön, wenn es so wäre. Daher wünsche ich dem BIU auch viel Glück für dieses Unternehmen und behalte mir vor zu kooperieren, da man die GC scheinbar doch mehr zu fürchten scheint, als man offiziell zu zu geben bereit ist.

Die GC wird vom Spirit her weiterexistieren. Und sollten sich die Kölner doch als schlechtere Spieler als die Leipziger erweisen, wie anhand von einigen Gamescom Werbeaktionen noch während der GC zu vermuten wäre, werden wir wohl vielleicht eines Tages wieder an einen neuen Standort reisen. Wieso nicht ohnehin eine Messe, die von Ort zu Ort zieht, wodurch die Besucher andere Länder und Sitten kennen lernen würden?

So etwas ist bei Kongressen zumindest Gang und Gäbe. In wie fern eine Messe immer mit einer Konferenz oder vielleicht auch bald einem Kongress gekoppelt sein muss, wird man sehen. Vielleicht ist dies nicht immer der Fall. Vielleicht gibt es für Leipzig auch so etwas wie eine Zwischenlösung. Möglicherweise ist der Elektronik Einzelhandel (oder auch sein Verband) in Sachsen Games in der Lage, eine kleine GC auf die Beine zu stellen. Es könnte sicher eine ganze Menge von Ideen geben, Leipzig als Games Standort zu erhalten.

Andererseits ist in der Geschäftswelt der Wandel kontinuierlich. Die Zeiten ändern sich und damit auch die Akteure. Alles befindet sich im kontinuierlichen Flux. Warum sollte dies nicht auch in der Games Industrie möglich sein?

Freitag, 24. Oktober 2008

13. Iteration



Ob es mit Richard Garriotts heutigem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu tun hat, dass NCsofts Börsen Kurs in Korea rund 15% eingebüßt hat, kann man bezweifeln. Bezweifeln kann man aber nicht, dass sich Garriott offensichtlich solche Abenteuer auch nach Quasi-Flopps wie dem Spiel Tabula Rasa erlauben kann, für die er vielleicht auch im Mißerfolgsfall so fürstlich entlohnt worden zu sein scheint, dass er sich solche Extravaganzen mit einem Lächeln leisten kann. Oder ist dies alles nur Teil des von ihm persönlich geschaffenen Mythos? Oder auch eines ganze neuen Mythos?
Jedenfalls bleibt Bruder Robert ja auch nach der Restrukturierung von NCsoft NCsoft in einer neuen und sogar umfassenderen Manager Funktion erhalten. Koreaner Chris Chung soll zusammen mit ein paar ehemaligen Blizzard Angestellten (von denen es ja inzwischen nur so zu wimmeln scheint und denen man sonst immer Venture Capital in den Rachen wirft, sobald sie auch nur die leisesten Anzeichen machen, Blizzard zu verlassen und sich selbstständig machen zu wollen) die neuen Geschäfte NCsoft Wests von Seattle aus führen.
Derweil wird in ein paar Wochen die Gstar, die weltweit wichtigsten Veranstaltung für Online Games, die vom 13.11.-16.11.2008 im nahe der koreanischen Millionen Metropole Seoul gelegenen KINTEX Center stattfinden. Und auch wenn Mitte des Jahres zunächst die gesamte internationale Aufmerksamkeit vor allem auf koreanische Kerzen Märsche gerichtet zu sein schien, die im Zuge einer ausgeprägten Anti-US-Beef Hysterie der Massen neue Formen des Digitaltechnologie augmentierten, zivilen Widerstands erfunden hat, scheint man sich zum Ende dieses Jahres hin seitens der zuständigen Regierungsagenturen zumindest werbeästhetisch ganz dem Thema Space Flight verschrieben zu haben. Denn, wenn man sich beispielsweise die Website der regierungsgeförderten Gstar einmal ansieht, fällt einem auf, dass dieses Mal das Gstar Logo einen Globus schmückt, den man aus dem Orbit sieht und um den herum zahlreiche UFOs und Raumschiffe schwirren.
Vielleicht hat es ja im Weltraum eine Begegnung mit der Dritten Art gegeben. Texaner Garriott schien nach seiner Landung jedenfalls mehr als zufrieden gewesen zu sein. Wenn so etwas nicht inspiriert! Sogleich ergriff er Medien wirksam das Satellitentelefon und sprach heiter mit wem auch immer. Wer weiss vielleicht kommt er ja sogar als Ehrengast zur Gstar. Dann hätte das Event dieses Mal wirklich einen regelrechten Star.
Aber wie bei jedem Wiedereintritt eines bemannten oder auch unbekannten Flugobjekts aus dem Weltall in die Erdatmoshäre begleitet diesen Hyperschallprozess eine Wärmedruckwelle von gigantischen Ausmaßen. Dabei setzt die besonders hohe kinetische Energie des Flugkörpers beim Wiedereintritt thermische Energie, also Wärme, frei. Und dies bringt die Kapsel zum Glühen. Diesen Prozess hat Garriott allen Anschein nach unbeschadet, sich bezeichnender Weise russischen Experten anvertrauend, überlebt. Erfolgreich ist die russische Besatzung mit Weltraum Touristen Garriott vor einigen Stunden wieder gelandet. Anders als bei Armstrong werden bei Garriott nicht die ersten schwerelosen Schritte an Board der Raumstation oder auf irgendeinem HImmelskörper entscheidend gewesen sein, sondern die Schritte, die er nach seinem Weltraum Abendteuer auf der Erde unternommen haben wird. Man darf gespannt sein, was sich als nächstes daraus ergeben wird. Ob seine Aktionen aber dem derzeit schwächelnden Aktienkurs von Online Spiele Firmen wie NCsoft wieder auf die Sprünge helfen können und auch diesem einen Wiedereintritt in die Gewinnzone erlauben werden, kann zur Stunde bezweifelt werden. Aber gesunder Optimismus tut vielleicht gerade in solchen Situationen gut. Daher darf man gespannt sein, wie Garriotts Raumweltraum-Ausflug dem gesamten Métier der Spielen Entwickler ein Zeichen gesetzt hat und wann andere Ikonen wie beispielsweise
Spiele-Entwickler bei Studios wie Maxis oder auch anderen großen Studios, die dann vielleicht nicht (mehr) amerikanischen Corporations wie EA gehören, motivieren werden, ähnliches oder noch Imposanteres zu tun. Die Tage der Ferraris ist ein für alle mal vorbei. Erfolgreiche Games-Entwickler wie John Carmack oder auch John Romero können mit solchen Zeichen heute niemanden mehr ernsthaft beeindrucken. Und war es nicht Garriott, der für eine koreanische Firma gearbeitet hat, bevor er in den Orbit ging?
Liegen darin Nuancen einer Liebeserklärung? Ein heimliches Kalkül der Völkerverständigung? Geht alles im Machtkampf der Show-Rivalen eines amerikanischen "Wahlkampfes" unter? Oder dient dies als Kulisse? Ist Garriott Teil eines wohlbetuchten, intellektualisierten Untergrunds oder einfach nur Hedonist? Wie lange wird es dauern, bis die Show der Superlative also ihre Grenzen erreicht? Oder wie lange wird es dauern, bis Spiele-Entwickler und Entertainer, die wirklich mitreden können wollen, bald schon nicht mehr auf eine Reise in den Weltraum verzichten können, wenn sie wirklich noch ernst genommen werden möchten? Sicher ist, das Garriott nun an seinem kommendem oder auch nicht kommenden Erfolg gemessen werden wird. Und mit ihm eine ganze Generation von Entertainern des Virtuellen. Mit dieser Iteration, der Landung Garriotts und den tiefen Börsenkursen der virtuellen Entertainment Industrie Firmen, wurde ein erster Milestone auf dem Weg zu Virtual Entertainment Spaces (VES) im doppelten Wortsinne erfolgreich gemeistert.




Sonntag, 19. Oktober 2008

12. Iteration


Wim Wenders will zum ersten Mal in seinem Leben Filme mit Asiaten machen. Dies teilte er mir in einem kurzen vertraulichen Gespräch bei der diesjährigen Popkomm mit. Seine ehemalige Assistentin In-Ah Lee, die deutsch-koreanischer Abstammung ist und die bei bisherigen Wenders Filmen wie "Don´t come knocking", "Sam Shepard" und "Land of Plenty" mitgewirkt hat, hat sich ja inzwischen selbstständig gemacht und produziert inzwischen auch für andere Filmfirmen in Hollywood. Mal schauen, ob dieses neue Wenders Asien-Filmprojekt denn dann auch wirklich kommen wird, wie es Wenders allen Anschein nach nun auch wirklich vor zu haben scheint. Jedenfalls wies seine neue, große, blonde Assistentin, die ihm auf der Popkomm auf Schritt und Tritt folgte, meine Kontaktdaten für In-Ah Lee aufzunehmen, da ich auch Halbkoreaner sei wie sie. Ich bin ja wirklich sehr gespannt, ob dies dann auch wirklich wie versprochen klappen wird. Vielleicht hat meine Frage während des Filmmusik Panels nach der Agentur Szene aus Hollywood, die wie beispielsweise William Morris versuchen, Filme unter Ausnutzung eines eigenen Talent-Pools, das man schon unter Vertrag hat, als Bundles selbst anzubieten. Sozusagen aus einem Guß. Die Tatsache, dass ich darauf nach meinem kurzen Gespräch mit Wenders hinwies, hat vielleicht sein anfängliches Vertrauen in mich getrübt. Ich hielt es aber für notwendig darauf hinzuweisen, dass es zum einen ein solches Insider Netzwerk in Hollywood gibt und dass dies ein wenig von unserem doch eher mittelständisch betriebenen Film Produktions Business unterscheidet. Zum anderen hatte Stuart Stenzer, Senior Vice President von William Morris Agency LLC (www.wma.com), mich in Seoul bei der ICCON Konferenz (www.iccon.kr) darauf hingewiesen, dass man derzeit aktiv in Hollywood darüber nachdenke, verstärkt asiatische Filmschauspielerinnen in internationalen Hollywood Streifen in die beschriebenen Bundles mit einzubinden, da durch solch neuen Besetzungsstrategien zukünftig vor allem bei potentiellen Blockbuster Titeln zum einen mehr Gelder für die Produktion dieser Filme eingeworben werden kann und zum anderen eine wirklich globale Ammortisierung der immer höheren Investments gesichert zu werden scheint. Dass sich William Morris also aufgrund dieser Tatsache schon bald auch neben dem Büro in Shanghai nun auch bald - möglicherweise beflügelt durch den bahnbrechenden Erfolg der koreanischen Hallyu Filme im gesamten asiatischen Raum - dazu berufen fühlen wird auch in Seoul eine entsprechende Dependence zu unterhalten wird die nahe Zukunft zeigen. Sicher ist aber auch, dass die Hallyu Filme nicht nur in New York bei dem koreanischen Filmfestival Erfolge verbuchen können, sondern auch in gut sortierten Videotheken Europas finden sich diese Filme in immer verstärkterem Ausmaß. Ob diese Ausführungen Wim Wenders umgestimmt haben, vermag ich nicht zu sagen. Ich glaube aber, dass er in seinem Herzen ein Independent geblieben ist. Auch wenn er eventuelle Diskussionen um GEMA geschützte Wind Sounds in seinem Filmen selber lächerlich findet, werfen sie ein anderes Licht auf romantisch verklärte Oden an die - ohne Zweifel vorhandenen - poetischen Anflüge in seinen Filmen. Auch wenn ich ein großer Bewunderer Wenders Filme bin, da sie lange Zeit im Arthaus Format, das andere der Hollywood Streifen waren. Doch wie verträgt sich dies mit den Audi, Barilla und Afri Cola Werbe-Spots. Hat In-Ah Lee in L.A. auch mit Talent Agencies in Wenders Auftrag kooperiert? Wie dem auch sei, jeder möchte überleben. Der schnöde Mammon verliert zunehmend an Wert bzw. seine Relativität. Und da wies mich dann nach dem Panel Wenders neue Assistentin darauf hin, dass diese Informationen zum Thema Asien streng vertraulich seien. Und dieses Asienprojekt solle sowieso erst in zwei drei Jahren los gehen. Na ich bin ja mal gespannt, ob sich diese In-Ah mal bei mir melden wird... Schlecht wäre es nicht. Und als ich nachfragte, gab es keine Möglichkeit für mich, selbst eine Email von der Assistentin zu erhalten, um selbst nachfassen zu können. Denn ich meinte dann noch, dass ich mich auch für Computerspiele interessiere und gerne mal für eine koreanische neue Zeitschrift mal ein Interview mit Wenders führen würde...Da bin ich sicher nicht der einzige. Aber man wird sehen, ob dies alles nur leere Versprechungen bleiben werden, oder aber ob man nicht auch von Wenders ganz im Trend der progressiven Hollywoods mal einen Streifen mit asiatischen SchauspielerInnen sehen können wird. Dies wäre dann wirklich eine Weltpremiere. Ich drücke jedenfalls weiterhin allen Beteiligten die Daumen... BY the way, waren das wirklich Nike Schuhe, Herr Wenders?


Montag, 13. Oktober 2008

11.Iteration


Nicht lang ist es her, dass ich mit Mike Hempel, einem heutigen Mitarbeiter der Firma Crytek, Richard Garriott im NCsoft Europe Office in Brighton besucht habe. Dass Richard Garriott nun als erster Games Enwickler den Weltraum besucht und damit auch in die Fußstapfen seines Vaters Owen Garriott tritt, läßt einen hellhörig werden, denn es handelt sich nicht um irgendeinen amerikanischen Millionär, der da gerade in den Orbit hoch geschossen wurde. Garriott, aka Lord British oder auch General British ist eine Games Legende. Indem Richard Garriott heute nach dem bahnbrechenden Erfolg seiner Ultima Rollenspiele Reihe sich selbst einen Kindheitstraum erfüllt, wird er gleichzeitig zu einer Ikone der möglichen Erfolgsstories, die ein Computerspiele Entwickler heute überhaupt zeitigen kann. Was mit Fantasy begann und für NCsoft vorerst mit Tabula Rasa im Weltraum endete, wird in Mitten einer globalen Wirtschaftskrise zum entscheidenden repräsentativen Zeichen einer ganzen Industrie. Garriott macht es möglich, dass Games Entwickler heute selbst in Krisenzeiten Träume haben können. Auch wenn Richards Bruder Robert fortan im Zuge der Restrukturierungsmaßnahmen bei NCsoft, nicht mehr als CEO der neu gegründeten NCsoft West Gruppe fungieren wird, die in naher Zukunft schon federführend für Europa und Nord-Amerika zeichnen wird, stellt Richards Weltraumreise eine Zäsur in der Geschichte der interaktiven digitalen Entertainment-Industrie dar. Der Griff zu den Sternen könnte den Spiele Guru möglicherweise auch zu neuen Spielekonzepten inspirieren. Man darf gespannt bleiben, was geschehen wird, wenn die Space Crew in ein paar Tagen hoffentlich wohlbehalten auf der Erde landen wird.

Sonntag, 14. September 2008

10. Iteration


Einen Lob an die Redaktion Neues! Die letzte Sendung mit dem Thema UCC (User Created Content) und Games war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Statt Verbot, Kreation. Das alte GAME FACE Motto...

Auch wenn der Tekki Talk immer noch auf die Moderatorin ein wenig befremdlich zu wirken scheint, sehe ich diesen von der Redaktion Neues beschrittenen Weg als wegweisend an. Man könnte argumentieren, ob die neue öffentlich rechtliche Offensive für Kreativität und Objektivität und einen aufgeklärten Technik Journalismus zwischen den Polen von Open Source und Proprietären Betriebsystemen und restriktiven Copyrights, insgesamt einen Durchbruch darstellt. Von derartigen Beiträgen war zur der Zeit, als ich Ende 2002 mit GAME FACE gestartet bin, nicht zu träumen. Jetzt gehören solche Sendungen zu unserem medialen Alltag. Bzw. beginnen, wie man hoffen kann, Impulse zu geben für Sendungen, die da kommen mögen.

Ich denke, dass es bisweilen ein wenig Zeit bedarf, bis ein Stein, den man mit ins Rollen bringt, dann auch wirklich eine Lawine auslöst. Natürlich war vieles von den Beiträgen noch stark von Marketing Aspekten durchtränkt, aber dies wird sich mit der Zeit sicher geben.

Sicherlich lassen sich derartige Schleichwerbegehalte von Berichten kaum vermeiden um so besser, dass auf Open Source hingewiesen wurde. Jedoch zu knapp. Zu verkürzt, denn diese Thematik allein bietet sich an, eine ganze Sendereihe zu diesem Thema zu veröffentlichen. Aber man möchte ja auch nur oberflächlich informieren. Die Open Source Bücher der BPB sind demnach im Beitrag nur als Hintergrunddekor sichtbar (meinen Initiativen Game Developer Literatur durchs BPB fördern zu lassen, hat man bis heute nicht entsprochen, statt dessen werden immer wieder neue Auflagen von Leuten wie Prof. Fritz veröffentlicht, die ja nun wirklich keine Ahnung haben). In eine Open Source Debatte steigt der Beitrag nicht ein und wenn nur im Metatext. Er thematisiert die Pionierarbeiten von Volker Grassmuck und anderen dementsprechend nicht, sondern kratzt wieder mal nur an der Oberfläche. Die politische Dimension von Games Produktion in Europa, die eine kulturelle Herausforderung für alle europäischen Nationen darstellt, bleibt damit zwar angedeutet aber wird nicht thematisiert.

Ich habe mich des Öfteren der Redaktion Neues, in der nur wirklich deutsch aussehende KollegInnen zu arbeiten scheinen, als Quotenausländer und Games Experte angeboten. Resultat: keine Antwort. Man möchte doch lieber auf Amateursniveau immer wieder die gleichen Fehler machen.

Um so erstaunlicher nun dieser neue Beitrag, vor dem ich mich wirklich verneige. Vielleicht gibt es ja diese Hoffnung, dass sich wirklich mal etwas verändert und auch mal zum Guten. Denn ich denke, jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Leider scheint man aber auch in Deutschland lieber mit Leuten zusammen zu arbeiten, die man schon kennt und die nicht zwangsläufig wirklich Ahnung haben müssen (http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/neues/kontakt.htm). Auch wenn das Potential vorhanden wäre, Dinge zu optimieren und Berichterstattungen effektiver zu gestalten.

Aber wie Neil Postman schon bemerkte, amüsieren wir uns vielleicht am Ende, dann wirklich zu Tode, vielleicht auch, da alles immer möglichst verständlich bleiben muss. Das ist aber mit technologischen Themen nicht immer möglich und zusätzlich bedürfen diese Themen insbesondere einer eigen Art von Philosophie. Ich finde, es darf wieder diskutiert werden in einer Zeit, in der s.g. Soft Skills für Unternehmenskulturen immer erforderlicher werden und auch in einer Zeit, in der der Dialog mit Asien gerade im Bereich Technologie Knwoledge Transfer immer wichtiger wird.

Vielleicht Erlebe ich ja, bevor ich in Ruhestand gehe, dass der eine oder andere sich meiner Worte entsinnt, die die Subline von GAME FACE waren:
"...GAME FACE is taking a lead in the cultural discourses around games as a new form of medium with epistemic potentials far beyond their entertainment means." (vgl. http://www.gdconf.com/expo/eventpartners.htm)

Von welcher Philosophie ist wohl die Redaktion Neues beeinflusst? Sind es immer noch ein paar Alt-Achtundsechziger vom Format eines Leo Boehner, die da das Sagen haben, und ist er seinen Anforderungen überhaupt gewachsen? Welchen inhaltlichen Vorgaben folgt man bei der Redaktion Neues? Wer trifft die Personal Entscheidungen? Welche politischen Kräfte agieren dort im Metatext einer hierarchisch gegliederten, von verbeamteten RedakteurInnen getragenen Senderstruktur? Anachrones Setting - neue Inhalte? Wie viele Asiaten arbeiten beim ZDF? Wie ist es in Mainz?

Viele Grüße auch an Valentina, der ich ja vor einigen Jahren bei der Berlinale im ZDF Pavilion eine Einführung zum Thema Games und Games Entwicklung verabreichen durfte. Leider wurde unser 500 Std. Material Archiv mit Interviews mit internationalen Entwicklern und Philosophen nicht verwendet. Aber inspirierend war unser einstündiges Demoreel, das wir für die Redaktion Neues vor drei Jahren gemacht hatten, dann am Ende vielleicht doch. ^^

Und wenn die Saat derartige Früchte trägt wie diese neuen, dann ist das doch vielleicht nicht nur ein Grund zur Hoffnung sondern möglicherweise auch mal etwas ganz Neues...

Dienstag, 5. August 2008

9. Iteration


Hier ein paar Fragen, die sich mir in der letzten Zeit gestellt haben. Vielleicht hat es ja einen Nutzen mit Ihnen gemeinsam darüber nachzudenken. Ich denke, dass sich aus diesen Fragestellungen auch erklären lässt, warum es zu Komplikationen mit den beiden Mitherausgebern des Shooter Bandes gekommen ist. Denn mein Beitrag verortet sich im Technischen und beginnt einen neuen Diskurs. Die anderen Beiträge bedienen ein System und verschließen sich dem, was da ist. Diesen Umstand zu begreifen, habe ich nun beschlossen, die Fragen, die mich bewegen, öffentlich zu machen, um zusammen mit Ihnen darüber zu reflektieren. Auf die eine oder vielleicht auch andere Weise:

Was sind Medien?

Was waren Medien?

Was werden Medien sein?

Wie funktionieren Medien?

Wie definieren wir Medien?

Definieren sich Medien rekursiv vom Technischen her?

In wie fern sind Medien vom Technischen her bestimmt?

Können wir das Technische dann ausklammern, wenn wir versuchen zu verstehen, was Medien sind?

Was kennzeichnet Medien, dass wir von ihnen als Medien handeln?

Wie technologisch ist unser Medienbegriff?

Wie technologisch muss er sein?

Wie technologisch darf er sein?

Ist unser heutiger Medienbegriff sinnvoll?

Was wollen wir mit ihm erreichen?

Was können wir mit ihm erreichen?

Wie anschlussfähig ist unser Medienbegriff?

In wie fern sind Medien immer auch von ihren Inhalten bestimmt?

Wie technisch ist unser Medienbegriff?

Seit wann gibt es Medien unserem heutigen Verständnis nach?

Wovon ist unser Medienverständnis geprägt?

Wie praktisch ist unser Medienbegriff?

Was kann unser Medienbegriff und eine Medienwissenschaft erreichen?

Erlauben heutige Betrachtungen unser Verständnis von Medien in irgendeine Richtung weiter zu entwickeln?

Seit wann gibt es unser heutiges Medienverständnis?

Evolviert der Medienbegriff?

Wozu wurde der Medienbegriff eingeführt?

Ist die Emergenz des heutigen Medienbegriffs eine Reaktion auf eine technologische und gesellschaftliche damit eine Entwicklung?

Wie legitimieren sich Medien?

Wie legitimiert sich Medienwissenschaft?

Wie reagieren Menschen auf Medientheorie?

Lassen sich die Erkenntnisse der Medienwissenschaft mit einfachen Worten einem Massenpublikum zugänglich machen?

Worin liegt die Philosophie unserer Medienwissenschaft?

Wie philosophisch darf eine Medienwissenschaft sein?

Wie reagieren Menschen auf unseren Medienbegriff?

Was kennzeichnet eine Medientheorie, bzw. kann es eine einzige geben?

Wie beschreiben wir Medien?

Wie beschreiben wir das Funktionieren von Medien?

Wofür ist die Beschreibung des Funktionierens von Medien gewinnbringend für eine Medienwissenschaft?

Wo beginnt die Medienphilosophie?

In wie fern können Medien als Träger von Philosophie diese rekursiv zum Thema haben?

Ist eine Philosophie, die unter Ausklammerung ihrer eigenen Medialität betrieben wird, in einer Zeit, die vom Paradigma der technischen (Kommunikations-) Medien bestimmt wird, überhaupt in der Lage aussagekräftige Erkenntnisse zu formulieren?

Ist die Unmöglichkeit der erschöpfenden Beschreibung von Medien als Trägern von Inhalten, die vom Technischen, von allen erdenklichen Rahmensystem aber vor allem auch von kognitiven Prozessen des eigenen Verständnissvermögens und den in ihm eingebetteten Medienverständnis bestimmt sind, die zur Verarbeitung von dargestellten Inhalten nötig sind, zugleich eine Chance für eine anhaltende Evolution unseres notwendigerweise unvollkommenen Medienverständnisses?

Könnte diese zuletzt angeführte Fragestellung eine Medienwissenschaft nachhaltig legitimieren?

In wie fern folgt unser Medienverständnis einer Prozesslogik?

Wie irreversibel ist die Prozesslogik unseres Medienverständnisses?

Wie schnell erschöpft sich unser Repertoire der Begriffe innerhalb der Prozesse unserer mediatisierten Zeit?

Kann die Einführung zeitlich unbeständiger technischer Begriffe in die Medienwissenschaft das Defizit ihres Aktualisierungsdrucks ausgleichen?

Handelt es sich dabei um eine doppelte Zeitlichkeit des medienwissenschaftlichen Diskurses?

Was genau ist eine mediatisiere Zeit?

Wie stark sind wir einer Mediatisierung unterworfen?

Welche folkloristischen Merkmale kennzeichnen diese Mediatisierung?

Ist die Mediatisierung einer Gesellschaft immer auch im Zusammenhang mit der Beschaffenheit einer Gesellschaft zu begreifen, in der diese Mediatisierung greift?

Handelt es sich bei der Mediatisierung um einen natürlichen evolutiven Vorgang?

Welche Selektionskriterien greifen innerhalb einer Mediatisierung, die als solches einen Prozess kennzeichnet?

Kann eine phänomenologische Klassifizierung von Medien Aufschlüsse über die Beschaffenheit einer Medienwissenschaft geben?

Wie lässt sich diese Beschaffenheit der Medienwissenschaft kontinuierlich optimieren?

Wie lassen sich Medien klassifizieren?

Welches Ziel verfolgt eine sich prozessual verstehende Medienwissenschaft?

Kann es überhaupt ein einziges Ziel geben?

Welche philosophischen Erkenntniskategorien lassen sich im Zusammenhang mit einer Medienwissenschaft formulieren, die ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich macht, die ein Bedürfnis hat, Medien besser zu verstehen, bzw. eine Philosophie der Medien zu entwickeln?

Welche neuen epistemischen Wege kann eine Medienwissenschaft beschreiten?

In wie fern kann sich Wissenschaft und damit auch eine Medienwissenschaft der Medien, die sie beschreibt, praktisch in der Didaktik bedienen?

Umfasst die heutzutage viel diskutierte Medienkompetenz auch den praktischen Umgang mit interaktiven digitalen Medien?

Welche neuen didaktischen Methoden lassen sich mit der Evolution der Medien verbinden, bzw. wie reagiert die Medienwissenschaft auf eine Evolution der technischen Medien und die damit einher gehenden Veränderungen in der Gesellschaft?

Wie lässt sich eine praktische Medienkompetenz in der Medienwissenschaft ausbilden, so dass ihre Outputs nicht zwangsläufig auf Texte begrenzt bleiben?

Ergibt sich daraus eine neue Notwendigkeit zur Generierung eines neuen Strangs der Medientheorie zur praktischen Herstellung neuer didaktischer Methoden und neuer Werkzeuge zur Realisierung dieser Methoden um auf Nutzergewohnheit von Lernenden zu reagieren und dadurch medienwissenschaftliches Wissen effektiver zu vermitteln?

Geht es in der Medienwissenschaft primär um die Vermittlung einer Textkompetenz, bzw. einer Fähigkeit zum Schreiben von medienwissenschaftlichen Texten? Oder aber könnte es auch das Ziel einer Medienwissenschaft werden, der Lehre neue, didaktische Output Kanäle zu erschließen?

Können neue Episteme erst dann emergieren, wenn die Medienwissenschaft sich diesen neuen, in einer Medienpraktik verorteten Fragen stellt?

Wäre damit die Ausrichtung einer Medienwissenschaft nicht zum einen rückblickend aber zum anderen eine Antizipation einer neuen, in der Zukunft zu verortenden, didaktischen Praxis?

Kann man heute Marschall McLuhans Ansatz von 1968, als er mit Quentin Fiore, eine komprimierte Pop artige Version von „The medium is the message“ veröffentlichte, als einen Auftakt und den s.g. visual turn in den Wissenschaften als ein Zwischenstadium verstehen, dessen nächstes mediales Niveau jetzt theoretisch vorbereitet werden kann?

Wäre die Entwicklung einer neuen, die Medienpraktik mitantizipierenden Medientheorie nicht nur möglich, wenn die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen stärker versuchen würden, sich miteinander zu verzahnen und anstelle von multidisziplinären Entwürfen interdisziplinäre Gesamtentwürfe zu konzipieren, zu ökonomisieren und dann schließlich auch zu realisieren?

Lautert in der letzten Fragestellung eine totalitäre Gefahr? Wie ließe sich eine solche Gefahr umgehen?

Vielleicht stimmt es ja, was man im ersten Teil von Matrix verlauten ließ: die Fragen als solches sind es, die uns den Weg vorgeben. Vielleicht fragen sich einige Leute einfach nicht die richtigen Fragen. Darin könnte sich eine konservative Geste des Systemerhalts und der Abwehr von Innovation reflektieren. Die ephemeren Nullschleifen aber schreiben sich aufs Neue immer wieder fort. Ihr Ziel ist es vielleicht gar nicht, einen neuen Diskurs auf den Weg zu bringen, sondern einfach in der Geste der alten Fragestellungen zu verharren. Veränderungen dürfen aus ihrer Sicht nur in den Nuancen situiert sein. Ansonsten können wir vielleicht alle von ihnen lernen, wie wir richtig formatierte Texte schreiben können, epigonal, mit einem inhaltlicher Gehalt im Reflex auf das Ende ihres Epochenverständnisses.

Erst aus dem Anderen des eigenen, dem Unbequemen, ergibt sich ein fruchtbringender wissenschaftlicher Disput. Dennoch gibt es immer wieder gibt Leute, die Deleuze zwar zitieren, ihn aber nicht verstanden haben, oder aber generell keine französischen Autoren gelesen zu haben vorgeben. Sie zitieren ihn, aber meinen immer nur sich selbst. Dem Anderen des eigenen aber soll die Chance verwehrt bleiben, seine Mühen werden nicht erkannt, im Kontext der Gruppe darf er nicht als der Andere der Anderen erscheinen. Seine Ausgrenzung erfolgt aus einer Angst heraus. Eine Phobie bestimmt das eigene zweckrationale Handeln, dessen Beschaffenheit man am Besten bei Habermas nachlesen können wird. Bis dahin aber kann man nur hoffen, dass die eigenen kleinen Defizite, denen die Humboldt Universität mit ersten kleinen Lösungsansätzen entgegen getreten ist, in der Zukunft auch von anderen Universitäten in der Provinz verstanden und entsprechend umgesetzt werden können.

Geisteswissenschaftler aber, die nicht einen einzigen französischen Autoren gelesen zu haben vorgeben und sich sogar damit brüsten, (in ihrer weltfremden Ingoranz) sollte man meiner Meinung nach etwas genauer Fragen, warum sie dies in der Zwischenzeit nicht schon einmal nachgeholt haben. Vielleicht ist das Interesse an einem interdisziplinären Dialog auch wirklich nicht so besonders fundiert bei solchen. Und vielleicht reicht es daher auch wirklich nur zu "...multidisziplinären Zugängen"...



Freitag, 25. Juli 2008

8. Iteration




Die Veranstaltung, die heute morgen im Rahmen des XXIX International Congress of Psychology im Berliner ICC stattfand, war gut besucht und alles in allem ziemlich interessant. Tenor war am Ende: Auch wenn die meisten Methoden der Studien aus Sicht des Hauptreferenten Craig A. Anderson von der Iowa State University Lücken aufweisen, scheint sich in vielen Studien zu bestätigen, dass der Konsum von gewalttätigen Spielen eine Auswirkung auf die Rezipienten hat und dass solche Spiele haben kann. Besonders bei jungen SpielerInnen, bei denen andere Wahrnehmungsbedingungen vorherrschen als bei Erwachsenen, sind solche Spiele mit Vorsicht zu genießen. Zu einem Bann von Spielen riet aber keiner. In der Tat stellte sich heraus, dass die meisten Forscher, die sich mit dem Thema Spiele beschäftigen, vielleicht anders als Prof. Pfeiffer, eine gewisse Affinität zu Spielen aufweisen, die sie letztendlich dazu bewogen haben, sich überhaupt mit Spielen zu beschäftigen.

Hirnphysiologische Untersuchungen seien im Bereich der experimentellen Studien anzusiedeln. Zusätzlich zu den experiellen Studien gibt es korrelationale Studien, die entweder kross-sektionale Aspekte eines Umfeldes in ihrem Wechselspiel beschreiben. Langzeitstudien stellen die zweite Gruppe der korrelationalen Studien dar, die aufgrund ihres langen
Beobachtungszeitraums insgesamt zu präferieren seien, meistens aber zu teuer sind und auch über aktuelle Entwicklungen nur begrenzte Aussagen zu lassen.

Natürlich gäbe es auch Kombinationen dieser Methoden, so dass sich Aussagen auch optimieren lassen. Aber Mängel lassen sich auch im Hinblick auf die schmalen Testgruppen, was auch an den begrenzten Budgets liege, kaum leugnen.

Daher wird man abwarten müssen, wie sich international Wissenschaft und Industrie in Hinblick auf politische Entwicklungen stärker annähern werden, um größere Probandengruppen zu ermöglichen und auch Equipment wie Thomographen etc. erschwinglicher werden zu lassen.^^

Dazu vielleicht schon bald mehr.

Insgesamt ein ansprechendes Event, das ganz klar zeigt, dass die Psychologen in Netzwerken wie DIGRA oder auch DIGAREC noch etwas unterrepräsentiert sind.

Aber die Frage ist ja auch immer, ob die Ära der Interdisziplinartät in Hinblick auf Games noch gar nicht begonnen hat, bzw. wann die Ära der Multidisziplinität überwunden wird.

Vielleicht ist solch ein Überwindungsprozess auch erst dann möglich, wenn Mauern überwunden werden und Konzepte der Ausgrenzung durch intelligente Lösungsansätze von schwierigen Situationen begleitet werden. Ich denke, dass Obama dazu eine Reihe von Aussagen getroffen hat, die mir aus der Seele sprechen und teilweise auch darüber hinausgehen, was ich jemals hätte formulieren können. Vielleicht gibt es ja wirklich diese neue Welt des 21.Jahrunderts, in der nicht alles nach Schema F gemacht wird und man auch Minoritäten Gehör schenkt, um sich von ihnen inspirieren zu lassen.







Dienstag, 15. Juli 2008

7. Iteration

Heutzutage hat doch jeder ein oder mehrere dieser Online Profile. Xing, Linkedin, Mein VZ, Studi VZ, Plaxo, Facebook, Myspace, Reunion, Naymz, Twitter und Cyworld etc. Profiling ist das Stichwort. Connections sind gefragt. Networking regiert die Welt. Die Angst von einst vor dem durchsichtbaren Bürger, die Angst vor Big Brother und auch die Angst vorm digitalen Überwachungsstaat ist längst zum Massenvergnügen mutiert. Die Angst von heute artikuliert sich in den Sondereinstellungen von User Menus. Unter Private Settings oder Datenschutz finden User alles, was sie brauchen. Sie können bestimmen, welche Teile ihres Profils öffentlich sichbar sind. Aber meistens nicht, ob sie überhaupt sichtbar sind. Denn darin besteht schließlich auch das Businessmodel dieser Websites. Jeder mit jedem. Zumindest theoretisch. Ein interaktives Stell-Dich-Ein. Ein quasi weltumspannendes Netzwerk. Ein Kontaktgarten Eden, das Hippie Ideolgien der siebziger in der Köpfen der Menschen wachruft oder bzw. auch für immer vergessen macht. "Cause we all live in the yellow submarine." Ich bin Nutzer, also bin ich. Aktivismus wird zur Userfrequenz. Aber auch Karteileichen beleben so manch eine Plattform. Das fällt jedoch in vielen Fällen nicht weiter auf, solange es genügend andere Nutzer gibt, die die Services weiternutzen. Denn was zählt, ist Interaktion. Einige Profile bei der Service Plattform neu.de werden auch nur simuliert und lassen den Verdacht aufkommen, dass sie von bezahlten Mitarbeiten einzelner Firmen betrieben werden. Einige andere Web-Profile werden von Bots gesteuert. Am Ende aber steht immer eine digitale User Interaktion. Und ihr Resultat ist eine s.g. digitale Social Experience. Oder aber auch eine emphathische Verarmung derselben. Ganz wie man es sieht. Ich klicke also habe ich Friends und Connections. Moment, aber nur so lange diese einen auch "adden" oder "approven".
Naja, wer kennt es nicht. Profiles sind überall. Allgegenwärtig, so wie damals Orwells Big Brother. Und was damals im Big Brother House noch für Aufregung und eine zunehmende Orwell Verulkung bei RTL daher kam, ist heute längst Standard einer ganzen Generation. Fotos auf jedem Profil. Digicams hat doch wohl jeder und Computer auch. Das gehört heute einfach dazu. Konsum ist alles. Ich klicke also konsumiere ich.
Aufälle gab es bisher nicht. Es sei denn bei Usern, die nachweislich über die Strenge schlagen, was meistens nur Computer gesteuerten Bots oder bei Promotern von irgendwelchen schlüpfrigen Web-Services wie Porno Websites oder Viagra Online Versandportalen vorkommt.
In der Welt der Profile aber werden sie schnell erkannt. Denn findige Web-Admins und ebenso findige Web-Programm-Routinen bombardieren Nutzer mit Sicherheitsabfragen, so als würde dadurch das Sicherheitslevel eine Seite irgendwie ansteigen. Die maschinelle Nutzung der Websites wird durch solche Software Interventionen jedoch erschwert. Und dadurch macht sich eine Clean Cuisine Mentalität breit. Datensicherheit PGP etc. Die Angst von gestern ist der Euphorie von heute gewichen. Zumindest empfinden das die meisten so. War against Terror hier und Profilomania dort. Die allgemeine Kontakteuphorie übertönt die Terrorattentate. Sicherheitsabfragen vermitteln einem das Bild, sich in einem Umfeld von Datensicherheit und political correntness zu bewegen. Dabei virtualisieren sich die Freundschaften. Der Austausch von Chat-Lines und virtuellen Items ersetzt den Austausch von Briefen und Postkarten. Wer heute hip ist versendet kleine Flash-Mini-Games. Bald schon mit stellenweise customisierbarem Content, der situationsspezifisch den Friend in seiner eigenen Befangenheit philosophisch reflektiert. Denn Grenzen gibt es überall. Aber auch Chancen, etwas zu erkennen. Der Diskurs über diese Kritisierbarkeit des Virtuellen, dieser geworfenen Abbildhaftigkeit des Realen erschließt sich auch im Internet im Frequenzspektrum seiner sinnlichen Wahrnehmbarkeit.
Die Kontaktfreude verdeckt und kompensiert in vielen Fällen die wahre Kontaktarmut und wird dabei zur reinen Sucht. Die eigene digitalen Ego Prothese pulsiert dabei im Metrum der kollektiv vernetzten Profile. Und dennoch hat das ganze einen Touch von Romantik. Denn viele Blogs bei Blogger oder Myspace verweisen auf reale Wesen. Sie lesen sich bisweilen wie ein Tagebuch. Und reflektieren sich selbst in Zeilen, die zumeist keinen interessieren. Sie reduzieren jedes Leben jeden Vorgang auf eine Reihe von Seancen alternierender Quintessenzen. Die Summe dieser Quintessenzen ist in der Regel etwas anderes als diese Erfahrung, diese reale Erfahrung in der Welt, aus Worte stammen wie diese:

Beispielsweise mein Plaxo Pulse:

"On Apr 21, 2008
Peter C. Krell is meditating on a hill in Seoul, Korea

May 1, 2008
Peter C. Krell is in Seoul writing an EU report

May 21, 2008
Peter C. Krell is preparing the next EU tour

Jul 8, 2008
Peter C. Krell is organizing the PEOGA event in Berlin for the 10th of July

Jul 11, 2008
Peter C. Krell is organizing the PEOGA foundation event for the GC in Leipzig

Ich schreibe auf, was ich tue, also veröffentliche ich mich. Date mich up. Up grade mich. Ich schreibe aber nie solche Sätze wie "today felt like a day in concentration camp." Bewusst nie. Geht auch gar nicht. Und in vielen Fällen stimmt es auch nicht.

Der Holocaust ist nach wie vor in seiner Totalität für die Werbewelt unattraktiv geblieben. Der Tabu-Bruch ist nur in einigen Regionen koscher. Auch wenn abstrakte Größen wie Tausender Kontaktpreise und Reichweiten Fetischismen wie Medienwelt bestimmen, denen Qualitätscontent zunehmend egal wird, da Quantitäten mehr Aussagekraft besitzen als Qualitäten, wenn es um Kontakte geht. Auch in der annonymen Masse bleiben User Teil einer digitalen Nutzer Gemeinschaft. Diese wollen Werber, die sich in einigen Fällen als die einzigen vom System legitimierten und daher lebenden Künstler von heute verstehen, formen. Sie aber haben den Holocaust vergessen. Sie ignorieren ihn einfach. Er beschreibt ein Tabu. Man darf ihn nicht erwähnen auch nicht als Ausländer. Nicht als Deutscher ausländischem Aussehens. "Guck, so sehen Deutsche aus, ja, so sehen Sieger aus." Wenn ich an die EM oder auch an die WM denke, wird mir heute noch ganz schlecht. Viele interessiert es gar nicht, wo überall gekämpft wird. Hauptsache sie haben eine Deutschlandflagge im Profil. Ist das das Resultat einer Werbekampange. Haben wir es geschafft, den Holocaust effektiv zu verdrängen?
Werber bestimmen unseren Alltag. Die unbewussten Momente des Konsums. Wir werden von ihnen beinflusst. Auch in unserem virtuellen Interagieren. Denn jedes Profile trägt gleichzeitig Anzeichen von Konsum, Rationalisierung und Werbeclip-Ästhetik. Aber mich erinnern sie immer auch ein bisschen an den Holocaust.
Mit solchen kritischen Zeilen wie diesen wird man keine Millionen User erreichen. Auch wenn ich eine Message habe. Doch davon handeln meine Rückzugsgefechte in die Profile gar nicht. Und auch wenn dieser Blog dazu verdammt ist, das ewige Vorwort zu bleiben, drücken sich in ihnen Anzeichen meines Wesen ab. Man produziert den Übermenschen. Allerorts. Die ideale Profil Identität erobert die Welt. Die Ego-Profilisationen wuchern. Bisweilen erschließen sich einem Endwicklungen auch vom Ende her. Ich möchte sie nicht aufhalten, die Profilomania, aber sie auch nicht gedankenlos zelebrieren. Doch nicht jeder, der heute ein Profil hat, denkt durch seine Postings, für eine Gemeinschaft zu handeln. Am Puls der Zeit.


Samstag, 5. Juli 2008

6. Iteration

Rund um die Beschreibung von Games gibt es viele, die denken, entweder Tests zu schreiben oder Kritiken. Einige der Autoren, die sich über die derzeit gängigen Beschreibungen von Games im Rahmen Zusammenhang mit einer kulturgeschichtlichen Einordnung von Games Gedanken machen, sind der Auffasssung, dass sich Tests ihrem Wesen nach von Kritiken unterscheiden. Ihnen sogar dichotomisch gegenüberstehen. Dazu habe ich neulich im Rahmen der Spielkultur Mailing Liste folgende Einschätzung veröffentlicht:

>> "Test" hört sich unglaublich nach Labor oder Schulklasse an, finde ich.

Ich glaube, man sollte an dieser Stelle, die beiden Begriffe Test und Kritik, wenn man sie schon so scharf getrennt von einander verstehen will, subkategorisieren und hier neue Taxonomien aufführen.

Ein Test ist nicht immer ein Beta-Test oder QA-Test oder ein Feature-Test. Daher sollte man also meiner Meinung nach, wenn überhaupt, produktfertigungsspezifische Testläufe und produktauslieferungsspezifische Testläufe voneinander unterscheiden und dafür auch ein entsprechendes Vokabular definieren.
Eine Kritik kann feuilletonistisch (den schönen Künsten zugehörig) gemeint sein, technisch, ökonomisch, kulturell oder auch politisch. Und all dies sind stark differenzierbare Adjektive. Der Phänomenologie sind damit kaum Grenzen gesetzt. Wobei überall Grenzphänomene die allzu klare Unterteilung erschweren.

Interessant aber wird es wenn aus der klaren Definition eines Begriffs ein rechtlicher Streit erwächst. Und sich die vermeintliche Überlegenheiten zeitweilig isomorph in eine trockene Geworfenheiten des Lebens transferiert, so dass Bedeutungslücken zu klaffen beginnen, denn wie Lacan schon meinte, ist dem Realen nicht mit bloßen Symbolen beizukommen. Spiele aber sind symbolische Zeichen- und Regelsysteme. Die Symbolordnungen beschreiben Einheiten von Funktionsclustern, die in ihrer Gesamtheit ein Spiel ausmachen. Diese aber so zu beschreiben, verbietet die Zuhandenheit dieser
Texte, die dem Konsumbedürfnis ihrer LeserInnen untergeordnet werden. Dabei gilt immer das Hauptschul-Niveau als Maß aller Dinge, da man die "Masse" anspricht. Allein schon aus ökonomischen Kalkül.

Die Abgehobenheit der Bildzeitung erschließt sich aus ihrer Trivialität. Das ist zwar kritisierbar aber muss ja dadurch nicht den Ansprüchen jedes Lesers entsprechen.

Am Ende stellt sich dann vielleicht die rekursive Frage, ob die Psychologie letztendlich ein System-Test der menschlichen Physis oder eine Art Instrumentarium zur Kritik an derselben?

Ich finde, dass das Wort "Kritik" immer auch auf das bessere verweist, meistens aber nicht auf das bessere seiner selbst.

Daher bleibt die Kritik als solches ein Phänomen in der Kultur, das man immer auch im Sinne Luhmanns kritisieren kann. Sie verweist zu ihrer Existenz auf Referenz Systeme der Ordnung der Dinge, die im Guten und im Schlechten sind, zumindest dort, wo Dichotomien selbst nach Deleuze, immer noch beständig ihr Terrain polarisieren. Obwohl jeder weiß, dass selbst Celebrities heute geliebt und morgen gehasst werden. Und manchmal beides zugleich.

Warum sollte es daher nicht auch Tests geben, die kritisch gemeint sind oder Kritiken, die auch diverse Features eines Spiels verweisen. Ich denke, das eine schließt das andere nicht aus.

Akademische Spitzfindigkeiten sind natürlich nicht immer gewinnbringend für humane Pragmaten. Sollten diese irgendwann humanoid werden, sollte man sich vielleicht schärfer greifende Dichtotomien ersinnen.

Bisweilen bietet aber gerade das Diffuse einen Schutz vor der reinen Kybernetisierung des Seins. Im Proletischen wie abgehoben Kämmerlein lebt die Résistance von morgen. Und auch hier könnte eine philosophische Debatte beginnen.

Ich denke, dass es immer auf das jeweilige Referenzsystem und die jeweilige Leserschaft ankommt. Nicht jeder kann alles verstehen. Phänomenologien scheitern meist an zu starren Begriffen. Ihre Isomorphisierung hat mit Heidegger begonnen, ist aber in einer Zeit, die alles, was in Echtzeit geschiet, kaum mehr von Bedeutung, da kaum jemand mehr Zeit hat, sich Texte auszudenken oder zu lesen.

Daher fand ich ja immer diesen Ansatz bei Computec so gut, Videos anzubieten. Ich denke, das zieht heute mehr denn je. Auch storno bei GAME FACE TV war ein guter Ansatz. Jedoch hatte auch damals nicht jeder das Vice Magazin abonniert.<<

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Dem Einwand eines Studenten, dass solche etwas anmaßenden Ausführungen meinerseits, die sich auf Autoritäten berufen, die schon längst ausgedient haben, in dieser burschikosen Form nicht zulässig seien, erwiderte ich:

>> Man kann Sätze lesen, wie man sie verstehen möchte. Wie Picasso schon meinte, "Die Tatsache, dass ich kein Englisch kann, heißt nicht, dass die englische Sprache nicht existiert. Für mich aber besteht ein englisches Buch aus leeren Blättern."

Also die beiden neuen Jungs, die Du da anschleppst, kennen wohl nur die Eingeweihten. Ich setze aber voraus, dass Du aus einem Wir -Gefühl heraus argumentierst. Philosophie findet aber meist in der Abgeschiedenheit statt. Nur wollen wir nicht diskutieren darüber, was für wen Philosophie ist.

Ich denke, man kann selbst vom kryptischen eine Lesart des kryptischen entwickeln oder einfach nur die Zeichen angucken wie ägyptische Hieroglyphen. So wie Derrida, der aber Lesen konnte (und trotzdem nicht alles wusste) den Buchstaben Aleph bestrachtet und darin dir Pyramide entdeckt.

Zum Moses aber, der vor den Ägyptern flieht, möchte nicht jeder gehalten werden, wodurch die Kritik am Lesen als solches zu einem reinen Lese-Test verkommt. (Lesen als Erlebnis wird auch bei Gerhard Schulze definiert. Die Erlebnisgesellschaft. Ich schreibe also wird es kryptisch. Muss es kryptisch bleiben. Könnte man sich sagen.)

Darin sich spiegelt die Abgesandtheit eines Scheins, dessen trügerische Selbstreferenz ihre eigene Herkunft ist.

Daher brauche ich auf solche teenagermäßigen Anschuldigungen auch nicht tiefer eingehen, da sie sich selbst meinen und darin ein Neues suchen. Und sich Probleme suchen, wo etwas anderes sich ausbreitet als ein anderes des eigenen ich. In all seinen Kritisierbarkeiten.<<

Damit ergießt sich die 6. Iteration in trivialen Wortgefechten mit dem ewig Institionalisierten als das Andere des Anderen, das sich konstituiert, um es selbst zu werden. Dazu sucht es sich das vermeintlich andere, um es auszugrenzen. Und institutionalisiert zu werden, nicht mehr frei zu sein. Sowohl universitär als auch im Rahmen eines neues Projektes mit dem Namen PEOGA, einem kleinen Ort in Brown County, in Indiana, USA. Wenn das kein Zufall ist...
Dem langen Marsch durch die Institutionen folgen Prozesse des Wandels. Diese werden im Idealfall von ihm ermöglicht, dauern aber ihre Zeit... Die Aktivisten eines Mediensystems operieren in der Regel außerhalb der Struktur. In manchen Fällen werden sie orestisch integriert. Vielleicht macht aber Integration nur dann Sinn, wenn sich etwas Grundlegendes verändert. So wie Public Enemy schreibt: "We are not in the game for the fame, we are in the game for the change..." und...

„It might feel good, it might sound a little something,
But damn the game if it don´t mean nothing
What is game?
Who got game?
Where´s the game, and like
Behind the game behind the game...?
I got game, she got game, we got game, they got game, he got game.
It might feel good, it might sound a little something,
But f*** the game if it ain´t saying nothing...“