Sonntag, 14. September 2008

10. Iteration


Einen Lob an die Redaktion Neues! Die letzte Sendung mit dem Thema UCC (User Created Content) und Games war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Statt Verbot, Kreation. Das alte GAME FACE Motto...

Auch wenn der Tekki Talk immer noch auf die Moderatorin ein wenig befremdlich zu wirken scheint, sehe ich diesen von der Redaktion Neues beschrittenen Weg als wegweisend an. Man könnte argumentieren, ob die neue öffentlich rechtliche Offensive für Kreativität und Objektivität und einen aufgeklärten Technik Journalismus zwischen den Polen von Open Source und Proprietären Betriebsystemen und restriktiven Copyrights, insgesamt einen Durchbruch darstellt. Von derartigen Beiträgen war zur der Zeit, als ich Ende 2002 mit GAME FACE gestartet bin, nicht zu träumen. Jetzt gehören solche Sendungen zu unserem medialen Alltag. Bzw. beginnen, wie man hoffen kann, Impulse zu geben für Sendungen, die da kommen mögen.

Ich denke, dass es bisweilen ein wenig Zeit bedarf, bis ein Stein, den man mit ins Rollen bringt, dann auch wirklich eine Lawine auslöst. Natürlich war vieles von den Beiträgen noch stark von Marketing Aspekten durchtränkt, aber dies wird sich mit der Zeit sicher geben.

Sicherlich lassen sich derartige Schleichwerbegehalte von Berichten kaum vermeiden um so besser, dass auf Open Source hingewiesen wurde. Jedoch zu knapp. Zu verkürzt, denn diese Thematik allein bietet sich an, eine ganze Sendereihe zu diesem Thema zu veröffentlichen. Aber man möchte ja auch nur oberflächlich informieren. Die Open Source Bücher der BPB sind demnach im Beitrag nur als Hintergrunddekor sichtbar (meinen Initiativen Game Developer Literatur durchs BPB fördern zu lassen, hat man bis heute nicht entsprochen, statt dessen werden immer wieder neue Auflagen von Leuten wie Prof. Fritz veröffentlicht, die ja nun wirklich keine Ahnung haben). In eine Open Source Debatte steigt der Beitrag nicht ein und wenn nur im Metatext. Er thematisiert die Pionierarbeiten von Volker Grassmuck und anderen dementsprechend nicht, sondern kratzt wieder mal nur an der Oberfläche. Die politische Dimension von Games Produktion in Europa, die eine kulturelle Herausforderung für alle europäischen Nationen darstellt, bleibt damit zwar angedeutet aber wird nicht thematisiert.

Ich habe mich des Öfteren der Redaktion Neues, in der nur wirklich deutsch aussehende KollegInnen zu arbeiten scheinen, als Quotenausländer und Games Experte angeboten. Resultat: keine Antwort. Man möchte doch lieber auf Amateursniveau immer wieder die gleichen Fehler machen.

Um so erstaunlicher nun dieser neue Beitrag, vor dem ich mich wirklich verneige. Vielleicht gibt es ja diese Hoffnung, dass sich wirklich mal etwas verändert und auch mal zum Guten. Denn ich denke, jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Leider scheint man aber auch in Deutschland lieber mit Leuten zusammen zu arbeiten, die man schon kennt und die nicht zwangsläufig wirklich Ahnung haben müssen (http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/neues/kontakt.htm). Auch wenn das Potential vorhanden wäre, Dinge zu optimieren und Berichterstattungen effektiver zu gestalten.

Aber wie Neil Postman schon bemerkte, amüsieren wir uns vielleicht am Ende, dann wirklich zu Tode, vielleicht auch, da alles immer möglichst verständlich bleiben muss. Das ist aber mit technologischen Themen nicht immer möglich und zusätzlich bedürfen diese Themen insbesondere einer eigen Art von Philosophie. Ich finde, es darf wieder diskutiert werden in einer Zeit, in der s.g. Soft Skills für Unternehmenskulturen immer erforderlicher werden und auch in einer Zeit, in der der Dialog mit Asien gerade im Bereich Technologie Knwoledge Transfer immer wichtiger wird.

Vielleicht Erlebe ich ja, bevor ich in Ruhestand gehe, dass der eine oder andere sich meiner Worte entsinnt, die die Subline von GAME FACE waren:
"...GAME FACE is taking a lead in the cultural discourses around games as a new form of medium with epistemic potentials far beyond their entertainment means." (vgl. http://www.gdconf.com/expo/eventpartners.htm)

Von welcher Philosophie ist wohl die Redaktion Neues beeinflusst? Sind es immer noch ein paar Alt-Achtundsechziger vom Format eines Leo Boehner, die da das Sagen haben, und ist er seinen Anforderungen überhaupt gewachsen? Welchen inhaltlichen Vorgaben folgt man bei der Redaktion Neues? Wer trifft die Personal Entscheidungen? Welche politischen Kräfte agieren dort im Metatext einer hierarchisch gegliederten, von verbeamteten RedakteurInnen getragenen Senderstruktur? Anachrones Setting - neue Inhalte? Wie viele Asiaten arbeiten beim ZDF? Wie ist es in Mainz?

Viele Grüße auch an Valentina, der ich ja vor einigen Jahren bei der Berlinale im ZDF Pavilion eine Einführung zum Thema Games und Games Entwicklung verabreichen durfte. Leider wurde unser 500 Std. Material Archiv mit Interviews mit internationalen Entwicklern und Philosophen nicht verwendet. Aber inspirierend war unser einstündiges Demoreel, das wir für die Redaktion Neues vor drei Jahren gemacht hatten, dann am Ende vielleicht doch. ^^

Und wenn die Saat derartige Früchte trägt wie diese neuen, dann ist das doch vielleicht nicht nur ein Grund zur Hoffnung sondern möglicherweise auch mal etwas ganz Neues...